1863 bis 1925 Chemische Fabrik Kalle & Co, danach IG Farbenindustrie AG und keine Farbstoffproduktion mehr.Der 25jährige Chemiker Wilhelm Kalle erhielt 1863 vom Herzoglichen Nassauischen Verwaltungsamt die „Erlaubnis zur Erbauung eins Schuppens für die Anlegung von Destillationsapparaten“ mit dem Ziel, Fuchsin nach dem Arsensäureverfahren herzustellen. Kalle hatte bei Carl Remigius Fresenius in Wiesbaden Chemie studiert und weitere Kenntnisse in einer französischen Farbenfabrik erworben. In Biebrich startete er mit drei Mitarbeitern und entwickelte eigene Farbstoffspezialitäten, von denen insbesondere das Biebricher Scharlach und ein Indigosalz prämiert wurden. Um 1900 beschäftigte Kalle schon 500 Arbeiter. Die Firma besaß 98 Patente und 160 eingetragene Warenzeichen. Farben produzierten sie nur bis 1925, da unter dem Dach der IG Farben der Schwerpunkt der Produktion auf die Cellulose-Chemie gelegt wurde.
Biebricher Scharlach färbt kräftig rot. Das erfolgreiche Produkt der Firma Kalle ersetzte ab 1879 die Färbung von Wolle und Seide mit dem Naturfarbstoff Cochenille. Heute werden nur noch in der medizinischen Diagnostik Blutpräparate mit Biebricher Scharlach angefärbt, nachdem er als möglicherweise krebserregend eingestuft wurde.